Jessica hatte einen besonders harten Tag hinter sich, als sie endlich in der Regionalbahn war. Wie immer sah sie sich erst mal um, ob es nicht doch einen freien Platz geben würde. Das macht jeder von uns. Könnte ja sein, dass man Glück hat und noch ein Platz frei ist, auf dem man in aller Ruhe die Fahrt verbringen könnte. Jessicas Fahrt würde wie immer über eine Stunde dauern. Klar, dass man da hofft, diese Zeit im Sitzen verbringen zu können.
Sie lief also wie immer durch den Zug und zwängte sich vorsichtig an den anderen Fahrgästen vorbei. Viele stehen ja freiwillig auf den Gängen, da sie bald wieder aussteigen müssen. Sie hoffte, einen freien Platz zu entdecken und tatsächlich, ein Platz war noch frei, im hinteren Bereich des Zuges. Freudig lief Jessica darauf zu. Was für ein Glück!
Ein Platz war wirklich noch frei!
Im letzten Waggon des Zuges erkannte sie tatsächlich einen freien Platz. Dieser befand sich direkt neben einer jungen Frau. Jessica sah sich erstaunt um, denn es standen viele Leute auf den Gängen. Sie fragte sich, warum bisher niemand von ihnen sich diesen Platz geschnappt hatte? Einige von ihnen fuhren auch weiter, dass wusste sie aus der Vergangenheit. Es musste also einen Grund geben, dass dieser Platz noch frei war.
Sie sah sich von weitem den Sitz an, ob es daran etwas gab, was die Leute automatisch abschreckte. Oft sind die Sitze ja verschmutzt oder auch feucht durch irgendwelche ausgelaufenen Getränke. Aber der Platz schien in einem guten Zustand zu sein. Allerdings stand eine Tasche darauf. Diese gehörte wohl der jungen Frau. Sie lief also auf diesen Platz zu und fragte die junge Frau, ob sie den Platz frei machen würde. Noch hatte sie keine Ahnung, was gleich geschehen würde.
Die schlechten Seiten der Menschen
Wir alle haben es schon erlebt, dass sich Menschen nicht immer von ihrer besten Seite zeigen. Besonders im öffentlichen Raum kann man das leider oft beobachten. In so einem Zug, in dem sich viele Menschen befinden, ist es umso wichtiger, dass sich jeder so gut es geht benimmt. Aber manche zeigen gerade hier, dass sie alles andere als sozial sind. So war es auch hier, in diesem letzten Zugabteil.
Es ist auch zum Teil verständlich. Jeder ist genervt. Jeder bzw. viele dieser Menschen hatten auch einen harten Tag und möchten nur noch nach Hause. Aber viele vergessen dabei, dass sie nicht alleine sind. Die einen essen geräuschvoll oder telefonieren laut und fast schreiend mit wem auch immer. Das alles kennt man. Aber diese Frau mit ihrer Tasche da war noch mal eine Nummer härter als andere Passagiere.
Sie kannte wohl die Regeln nicht
Jessica sprach die junge Frau an: „Darf ich mich hier hinsetzen?“ Nett ausgedrückt und eigentlich reagiert jeder dann sofort damit, den Platz frei zu machen. Jessica wies auch mit der Hand auf den eigentlich freien Platz und erwartete, dass die andere normal reagieren würde. Die Tasche der jungen Frau war riesig und nahm eigentlich sogar zwei Plätze ein. So konnte sich niemand hinsetzen.
Jessica wurde schnell klar, dass die junge Frau gar nicht vorhatte, auf ihre nette Bitte zu reagieren. Sie schaute teilnahmslos auf ihr Handy und tat so, als hätte sie nichts gehört. Ein ziemlich unhöfliches Verhalten, was man leider manchmal so erlebt. Für Jessica war das allerdings neu und sie dachte gar nicht daran, jetzt einfach aufzugeben. Der Platz war frei, eigentlich. Also sollte ihn jemand, im besten Fall sie, erhalten.
