Dieser Mann muss seit über 60 Jahren in einer künstlichen Lunge leben!
Tim am 22. December 2022
Der Rechtsanwalt Paul Alexander führt ein Leben wie kein anderer Mensch. Wenn man zu ihm ins Haus kommt, hört man gleich beim Eintreten ein Dröhnen, als wären irgendwelche Maschinen im Dauerbetrieb. Warum ist das so? Paul Alexander ist einer der letzten Menschen auf der Welt, der ein Gerät verwenden muss, wie es heutzutage kaum noch verwendet wird.
Wenn man zu ihm ins Zimmer kommt, sieht man als erstes eine riesengroße Röhre, die aussieht wie aus einem Science Fiction Film. Und darin liegt der Mann mit seinen 75 Jahren. Es handelt sich um eine eiserne Lunge, ein Gerät, wie man es früher verwendet hatte, wenn die Leute nicht mehr selbstständig atmen konnten. Aber wie lange der Mann, namens Paul Alexander schon darin leben muss, ist erschütternd! Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er bereits darin!
Schon früher litten die Menschen an schweren Erkrankungen er Atemwege, die ihnen das selbstständige Atmen fast unmöglich machten. Schuld daran waren Bakterien, aber auch Viren. Wie die Tuberkulose, die ein Bakterium ist oder das Virus, welches die Kinderlähmung verursacht. Polio ist ihr Name und heutzutage sind die meisten Menschen auf der Welt dagegen geimpft. Die Eiserne Lunge wurde in den 1920er Jahren von klugen Ingenieuren entwickelt. Aber wie funktioniert sie?
Der Patient wird auf eine Liege gelegt, die den unteren Teil der Röhre bildet. Oben wird dann die Kammer luftdicht verschlossen, so dass nur noch der Kopf des Patienten herausragt. In der Kammer selbst wird künstlich ein Unterdruck erzeugt, der dafür sorgt, dass ständig Luft in die Lungen des Patienten gelangen kann und dieser so künstlich atmet. Unterdruck sorgt für Luft in den Lungen, Überdruck sorgt für das Ausatmen. Und das Gerät muss rund um die Uhr im Einsatz sein, sonst erstickte der Patient, da er nicht mehr atmen konnte.
In den 1920er Jahren hatten viele Menschen Polio, also Kinderlähmung und meistens waren die Lungen besonders betroffen. Das sorgte vor der Erfindung der künstlichen Lunge in den meisten Fällen für den Tod durch Ersticken. Grauenhaft. Zur damaligen Zeit, als die ersten Fälle der Kinderlähmung auftraten, hatte man noch keinerlei Hilfsmittel und eine Impfung dagegen wurde erst viel später entwickelt.
Und so starben über viele Jahrzehnte Menschen an diesem tückischen Virus, ohne das man ein Gegenmittel hatte. Erst in den 1950er Jahren gelang es Forschern, einen Impfstoff zu entwickeln, der dann auch breitflächig eingesetzt wurde und dafür sorgte, dass kaum noch Fälle auftraten. Aber bis dahin war es ein weiter Weg und die künstliche Lunge war wichtig, um zumindest einigen Menschen das Leben retten zu können.
Als Paul Alexander damals 6 Jahre alt war, befiel ihn der tückische Virus und er erkrankte an Polio. Er bekam keine Luft mehr und seine Eltern brachten ihn ins Krankenhaus. Zum Glück hatte dieses Spital damals bereits die eiserne Lunge im Einsatz und so wachte der kleine Paul damals in der Röhre auf, nichtsahnend, dass diese sein Leben fortan bestimmen würde. Er erinnert sich noch heute, wie er seine Eltern fragte, ob sich so der Tod anfühlt, ob das hier wie ein Sarg wäre?
Er erinnert sich: „Ich konnte mich nicht bewegen, nicht einmal einen Finger.“ Doch wie der Mensch so ist, er gewöhnte sich an die Maschine, die ihm das Leben rettete und so kam es, dass er inzwischen seit 69 Jahren darin lebt. Wir sind sicher, keiner von uns möchte sich das vorstellen, was das für ein Leben sein muss. Gefangen in einer Maschine. Das Verlassen dieser Maschine für längere Zeit würde den Tod bedeuten..