Als sie so die Hemden bügelte, dachte sie über die Zeit mit ihrem Vater nach. All die Erinnerungen aus ihrer Kindheit erfüllten sie, das machte sie glücklich und traurig zugleich. Sie fand zwischen der Kleidung auch einiges. Unter anderem einen Aufkleber, den Katies Tochter damals auf das Hemd des Großvaters geklebt hatte. Eine wunderbare Zeit mit einem wunderbaren Menschen. Dann fiel ihr aber noch etwas auf.
Sie hatte mit Absicht die Kleidung ihres Vaters nicht gewaschen, bevor sie sie bearbeitete. Sie wollte, dass der Geruch des Vaters in den Stoffen bleibt. Als sie ein Hemd aus der Kiste zog, sah sie einen Tomatensamen. Sie musste lachen, denn das war so typisch ihr Papa. Er konnte wohl kaum etwas essen, ohne sich damit zu bekleckern. Sie fand noch einen weiteren Tomatensamen und beschloss, diese zwei Samen in die Erde zu setzen. Ihr Vater hatte ihre einiges über das Gärtnern beigebracht, als er noch am Leben war.
Würde die Saat aufgehen?
Als sie die Samen gefunden hatte, war sie froh und dankbar, dass ihr Vater ihr einiges über die Arbeit im Garten beigebracht hatte. Wie man wässert, anpflanzt, pflegt, all das hatte sie sich gemerkt. Und so setzte sie die Kerne in die Erde und war sehr gespannt, was passieren würde. Sie sagte später: „Ein paar Tage später tauchte ein kleiner grüner Spross auf, den ich gehegt, gepflegt, gewässert und gedüngt habe. Ich habe in unserer Waschküche eine 3 Meter hohe Tomatenpflanze angebaut!“ Das ist echt toll, dass das geklappt hat.
Sie war sehr froh, dass ihr Vater ihr so vieles an Wissen über die Gartenarbeit beigebracht hatte und das sich das jetzt bezahlt machte. Die Pflanze war wie ein Symbol. Ihre Saat, die gemeinsame, war aufgegangen. Sie beschloss, aus dieser Tomatenpflanze viele weitere anzubauen. Eine endlose Ernte für alle Zeit und dann kam ihre eine Idee.
Die Saat verschenken
Als sie an ihrer Pflanze arbeitete, kam ihr die Idee, dass auch andere ihre Lieben verloren hatten und dass diese Saat vielen von ihnen Freude bringen könnte. Da sie nun schon einige Saatkörner hatte, wollte sie diese an Freunde und Verwandte weitergeben. Als eine Art Symbol dafür, dass die Lieben weiterleben in ihnen und dass aus Trauer auch immer etwas Gutes entstehen kann.
Und so machte sie ihre Idee wahr und gab dem Projekt den Namen „Comfort Seeds“. Sie veranstaltete auch eine Art Trauerlager, in der Freunde und auch Fremde zusammen kamen, um gemeinsam über ihre Lieben reden zu können und eben auch zu trauern. Die Idee mit der Saat gefiel auch den anderen sehr gut! Sie wollte auch das Gärtner Wissen, dass sie von ihrem Vater hatte, weitergeben.
Ein Buch herausbringen
Sie hatte jetzt einen völlig neuen Tatendrang entwickelt. Das Gärtnern war schon super, aber es war nur der Anfang. Sie wollte einen positiven Einfluss nehmen auf andere, die ihre geliebten Angehörigen oder Freunde verloren hatten und sie wusste, dass besonders auch Kinder sehr trauern. Daher beschloss sie im Jahr 2020, ein Kinderbuch herauszubringen, dass trauernde Kinder trösten sollte. Unterstützung bekam sie dafür von einer Psychologin, die das Buch illustrieren sollte.
Das Gärtnern hilft schon sehr bei der Trauerarbeit, da man hier gut sehen kann, wie sich aus einer kleinen Saat eine große Pflanze entwickelt. Die Dauer des Wachstums spiegelt laut der Psychologin Manda Severin die Trauerphasen wieder. „Comfort Seeds“ richtet sich an die Themen Verlust und Regeneration. Sie hält es für sinnvoll, die Gefühle zu kanalisieren, ihnen Raum zu geben und zu sehen, wie daraus Gutes entsteht. Sie sagte im Interview: „Es ist etwas, das einen dazu bringt, die Hände in den Boden zu stecken und einen neuen Weg zu finden, um mit der Welt zu kommunizieren.“