Gibt es einen Beweis dafür, wie Jesus wirklich ausgesehen hat?

Ein Vorbild aus der GötterweltMan denke an die Darstellung des Zeus. Sie war gewaltig. Er sah zwar menschlich aus, aber auch irgendwie erhaben. Erhaben über die Menschheit. Wie er so da sitzt mit seinen langen Locken und dem Bart, stark und mächtig. Und wenn man sich das so ansieht, kann man gut verstehen, warum man das als Vorbild für die Zeichnungen von Jesus genommen hatte. Auch er war stark und mächtig, eine gewisse Erhabenheit sollte seine Gestalt auf jeden Fall darstellen. Die Menschen sollten das Mächtige spüren, wenn sie die Bilder betrachten würden.
Auch andere Persönlichkeiten wurden dem Zeus nachempfunden, also dem Bildnis, welches man sich von ihm gemacht hatte. Wer die Statuen des Caesars oder eher noch des Augustus ansieht, soll auch darin etwas Großes, Erhabenes erkennen. Natürlich gelang das nicht so gut, der „Mensch“ dahinter war einfach zu offensichtlich, als das man ihm etwas Göttliches unterjubeln hätte können.
Zumindest wurde es so ähnlichDer von sich sehr überzeugte Kaiser Augustus hatte den Bildhauer gebeten, doch noch einiges zu ändern, damit er seinem Vorbild Zeus ähnlicher sehen würde. Aber alles half nicht. Augustus war ein Mensch und das sah man auch. Die Statuen und Gemälde schmeichelten ihm zwar sehr, Gott gleich waren sie allerdings nicht geworden. Damit musste sich der eitle Kaiser dann eben abfinden.
Joan Taylor, eine Historikerin, wird nicht müde zu beteuern, dass Jesus sich niemals hätte auf einem Thron malen lassen. Es war zwar eine schöne Art, ihn zu ehren, aber der Realität entspricht dieses Bild auf keinen Fall. Wie erwähnt, er war ein bescheidener Mensch, der sich wohl niemals als Herrscher hätte malen lassen. Aber sie vermutet auch, dass das die einzige Möglichkeit für die Künstler war, die Wertschätzung darzustellen, die seine Anhänger ihm entgegen brachten.
Ein neues BildAls die Historiker die Kunstwerke der verschiedenen Epochen genauer betrachteten, ist ihnen aufgefallen, dass viele der alten Werke verändert wurden. Vor allem, als die evangelische Religion Einzug hielt, wurden die Bilder anders. Ein Schwert, das vorher noch auf den Bildern zu sehen war, wurde in weiteren Bildern nicht mehr aufgezeigt, auch wurden die zentralen Figuren der Bibel völlig neu interpretiert.
Und im Laufe der Jahre wurden die Bildnisse von Jesus immer ähnlicher. Er hatte auf fast allen Kunstwerken ein sehr ähnliches Gesicht und das Gewand, welches vorher oft farbig war, wurde jetzt weiß. Diese Veränderung kam vor allem in der Zeit zustande, als man Jesus eher mit der evangelischen Religion in Verbindung bringen wollte, als mit der alten, katholischen. Alles Biblische wurde also neu interpretiert, neu erschaffen in der Kunst.
Die Heiligkeit sollte sofort auffallenDen Künstlern war es ab dieser Epoche wichtig, Jesus als göttlich darzustellen. Man machte sich offenbar viele Gedanken, wie das am besten gelingen könnte. Da alle Götter früher mit langen Haaren und Bärten gemalt wurden und auch die Statuen so aussahen, überlegte man sich, dieses Bildnis auch auf Jesus zu übertragen, damit er hoch und mächtig erschien. Und so kam es, dass Jesus auf allen Werken praktisch immer gleich aussah.
Auch war es wohl wichtig, Jesus immer als den Messias, den Erretter darzustellen. Man musste auf einem Gruppenbild, mit seinen Jüngern zum Beispiel, sofort erkennen, wer davon Jesus war. Also machte man ihn besonders, mit den besonders schönen langen Haaren, dem weißen Gewand und auf vielen Werken auch mit dem Heiligenschein. Jeder sollte sofort sehen, das ist Jesus.
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